Gute Stimmung im Odeon der Sindelfinger Musikschule. Vorfreude auf einen spannenden Abend mit Stefan Österle vom Dein Theater in Stuttgart und Texten von Hermann Hesse. Kaum ein Platz bleibt unbesetzt, zur Freude des veranstaltenden Inner Wheel Clubs Böblingen, der auch diesmal wieder mit einem opulenten Bufett den passenden Rahmen für einen anregenden Abend geschaffen hatte. Hesses Hut, die Gartenbank, der karge Schreibtisch, auf dem der Calwer Nobelpreisträger sich mühte, all jene Brefe zu beantworten, die ihm geschrieben wurden. Und die er, gingen sie nach Deutschland, Besuchern aus dem Heimatland mitgab, damit sie in Konstanz mit Inlandporto versehen werden konnten. Stefan Österle – auf verblüffende Weise seinem literarischen Vorbild gleichend – malte mit Hesse-Texten ein authentisches Bild vom Werden und Wachsen eines Schriftstellers, eines eigensinnigen Einzelgängers, der einer evangelischen Missionarsfamilie entstammend, wohlbehütet in Calw aufwuchs. Eng, seltsam fremd und doch vertraut war ihm die Vaterstadt, die er für die schönste aller Städte hielt. Der sprachgewaltige Großvater Hermann Gundert, der „Zauberer“ seiner Kinderjahre, die Mutter, die er für die beste aller Erzählerinnen hielt, der im Pietismus gefangene Vater, das alles prägte das phantasiebegabte Kind, der früh seine Bestimmung suchte. Die Flucht aus Maulbronn, der schwer zu findende Lebensweg, die ersten literarischen Versuche, der Tod der Mutter, das Begräbnis des Vaters in Korntal – von dem allen erzählte Stefan Österle und entwarf ein beklemmdesBild von Hesse, dessen erste Ehe genauso wie die zweite scheitert. Ruhe fand er erst an der Seite seiner dritten Frau Ninon. Der Lebensweg als Reise – an allen Texten Hermann Hesses ist der autobiographische Bezug abzulesen. So auch am letzten Text des Abends, dem Knarren eines geknickten Astes. Worte, niedergeschrieben in den Tagen vor seinem Tod – gleichsam als ein Sinnbild für den nahen Tod. Ein nachdenklich machender Abend, dessen Erlös den Schwerpunktprojekten des Inner Wheel Clubs Böblingen zugute kommen wird.